Auswirkungen der Energiewende auf die Strompreise?

Was wird teurer, was wird günstiger, was besser...?

Windmühlen produzieren erneuerbare Energien
 
 

Die Diskussion um dem Atomausstieg hat vor allem die großen Stromanbieter und die Industrie dazu veranlasst, in der Öffentlichkeit vor einer Explosion der Strompreise zu warnen. Auf der anderen Seite rechnen zahlreiche Studien lokaler Energieversorger und Stadtwerke sowie anderer Befürworter einer raschen Energiewende vor, dass die Kosten für die Endverbraucher auf lange Sicht kaum steigen müssten. Doch woran können die Kunden sich halten?

Einer der großen Kostenfaktoren für den Erfolg eines raschen Atomausstiegs ist nach Ansicht der meisten Experten der zügige Ausbau der Stromnetze, ohne den der zusätzlich erforderliche Ökostrom nicht in die Haushalte transportiert werden könnte. Aber schon jetzt stoßen die Stromnetze oft an ihre Grenzen, weil der vorhandene Ökostrom zu Spitzenzeiten kaum noch eingespeist werden kann. Hier zeigt sich, dass ein Ausbau der Stromnetze nicht erst wegen des vorgezogenen Atomausstiegs eine unvermeidbare und dringende Investition darstellt. Es erscheint daher fraglich, ob die Kosten dafür – zumindest in vollem Umfang – überhaupt auf den Atomausstieg angerechnet werden dürfen. Da weiterhin der Netzausbau über einen sehr langen Zeitraum hinweg stattfindet und entsprechend finanziert wird, fallen die großen Summen nicht auf einmal an. Durch die Streckung der Finanzierung über viele Jahre hinweg würden also auch die Strompreise nur zu einem eher geringen Anteil wegen der Stromnetze steigen müssen.

Die Stromproduktion aus Ökostrom ist derzeit noch teurer als die konventionelle Stromerzeugung, doch würde zumindest in den ersten Jahren der Hauptanteil der Atomkraftwerke ohnehin durch Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt werden, die in der Erzeugung nicht wesentlich teurer sind als Atomstrom. Zumindest in den letzten Jahren hat sich der angebliche Vorteil der billigen Atomenergie kaum noch bei den Strompreisen bemerkbar gemacht. Auch hier gilt, dass viele der Investitionen in neue Gas- und Kohlekraftwerke bereits geplant waren oder bereits im Bau sind. Diese Kosten wären also auch zum Großteil ohne den Atomausstieg angefallen. Letztlich werden die Kunden vermutlich nur wenige Euro im Monat draufzahlen müssen. Glaubt man aktuellen Umfragen, haben viele Verbraucher auch kein Problem damit, sofern die Strompreiserhöhung tatsächlich dazu führt, dass weniger Atomstrom produziert wird.

Langfristig halten viele Experten sogar eine gegenteilige Entwicklung der Strompreise für möglich. Sie erwarten nicht nur, dass die Steigerungen in den kommenden zehn Jahren eher moderat ausfallen, sie gehen sogar davon aus, dass die Strompreise sich bis zum Jahre 2030 wieder auf das Niveau von 2010 reduzieren. Grund dafür wäre nach einer vollzogenen Energiewende der Verlust von Marktanteilen der großen Stromanbieter zugunsten kleinerer Energieversorger, was den Wettbewerb befördert. Zudem wird der Ökostrom bei weiterer Verbreitung in der Erzeugung auch günstiger werden. Für die Verbraucher wird dann mehr denn je gelten, dass die günstigsten Strompreise über Stromrechner im Internet zu finden sein werden. Mehr Wettbewerb bedeutet in der Regel Vorteile für die Kunden – wie man am Beispiel von Telefon und Internet bestens belegen kann.

2 Kommentare

  1. José Gomes

    Das ist aber nicht gut recherchiert, denn die Strompreise werden ab 2019 für die Endkunden massiv fallen und die Atomenergie wird nicht durch Kohle und Gas ersetzt, sondern durch Wind&Solar.

    Bis 2022 werden Ca. 10,8 GW an Atomleistung abgeschaltet, mit einer Stromproduktion von ca. 80 TWh im Jahr.

    Der Zubau von Wind&Solar wird zwischen Anfang 2016 und Ende 2022 ca. 50GW betragen, bei einer Stromproduktion von ca. 110 TWh im Jahr.

    Zur Zeit investiert kein Mensch in Kohle und Gas und die o.g. Zahlen führen nicht nur dazu, das Atomstrom durch Wind&Solar ersetzt wird, sondern auch bestehende Kohlekraftwerke dringend abgeschaltet werden müssen, weil wir eine Überkapazität von ca. 14 GW an Kohle heute bereits haben.

    Deshalb reichen die Preise an der Strombörse auch nicht einmal, um die laufenden Betriebskosten der Kraftwerke zu tragen.

    Ergo: Die Zukunft der Kohle endet spätestens 5 Jahre nach dem Atomausstieg und Gaskraftwerke werden nur noch als Leistungsreserve benötigt.

     
    1. kraft

      Hallo José,

      grundsätzlich wäre es natürlich erfreulich für uns alle, wenn die Strompreise ab 2019 massiv fallen. Allerdings kann das sicher keiner von uns mit Gewissheit schon heute sagen. Auch, dass die Atomenergie komplett durch Wind & Solar ersetzt wird, während Kohle und Gas vom Markt genommen werden, wäre ja grundsätzlich zu begrüßen. Die EEG-Reform 2016, die sogar den Ausbau der erneuerbaren Energien verlangsamen könnte, so wie die Tatsache, dass die Anbieter über die nächsten sieben Jahre insgesamt 230 Millionen Euro dafür erhalten, die Braunkohle zwar vom Markt zu nehmen, aber für schlechte Zeiten “bereit” zu halten, lässt Zweifel an der 100%igen Richtigkeit Ihrer Prognosen aufkommen. Fakt ist: Deutschland hängt den Klimazielen von Paris meilenweit hinterher, immerhin aber nicht als einzige Nation. Allein die 230 Millionen Euro für Braunkohlekraftwerke lassen das Netzentgelt bereits um 0,05 Cent pro kWh ansteigen, was im Schnitt zwar nur Mehrkosten von 2,50 € bedeutet, aber eben nicht die Tendenz der sinkenden Strompreise unterstützt. Ebenso wenig wie die Aussagen, dass nur noch Gas als Reserve benötigt wird.

      Zusätzlich sollen energieintensive Unternehmen bei der EEG-Umlage entlastet werden, was zusätzlich kein Zeichen von Konsequenz in Richtung der vollständigen Versorgung durch erneuerbare Energien aussendet.

      Außerdem lassen Sie wichtige Aspekte unseres Artikels unbeachtet: Auch wir weisen darauf hin, dass viele Experten der Meinung sind, dass die Strompreise eben nicht kontinuierlich weiter steigen, sondern der Trend sich umkehren könnte. Aber wir besitzen nicht die Fähigkeit und auch nicht den Willen zu absoluten Vorhersagen, weshalb wir mehrere prinzipiell mögliche Entwicklungen beleuchten.

      Zugegeben: Der Artikel ist nicht mehr ganz aktuell, da er bereits aus dem Jahr 2014 stammt und wir ihn im Rahmen der Modernisierung unseres Portals trotzdem behalten und neu hochgeladen haben. Ich hoffe, dass Ihre negative Einschätzung unserer Recherchearbeit sich nur auf diesen Artikel beschränkt.

      Wir würden uns außerdem sehr über Quellenangaben für Ihre Informationen freuen, um diese vielleicht bei zukünftigen Berichten zu dieser Thematik miteinzubeziehen.

      Beste Grüße

      Das stromsparer.de Team

       

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