260 Megawatt Offshore Windenergie neu am Netz

Offshore Windenergie wächst im ersten Halbjahr 2016 nur um 260 Megawatt

Windturbinen Offshore auf dem Meer
 
 

Nachdem die Windenergie im Jahr 2015 einen Einspeiserekord von 8,2 Terawattstunden aufgestellt hat, gingen im ersten Halbjahr 2016 lediglich 260 neue Megawatt ans deutsche Stromnetz. Der Anteil der Offshore-Windenergie am Windstrom, liegt damit zwar weiterhin bei über zehn Prozent. In Zahlen: 43 neue Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 258 MW. Auch die Gesamtzahl der Turbinen stieg am Stichtag (30. Juni) zwar auf 835 an, was einer Gesamtleistung von rund 3.550 Megawatt Strom entspricht. Aber das ist nur ein Bruchteil des Fortschritts aus 2015. Sind das bereits die ersten Anzeichen des begrenzten Ausbaus von Windenergie im Rahmen der EEG-Reform 2016?

Windenergie Ausbau 2016

Stand des Ausbaus der Offshre Windenergie in Deutschland, am 30.06.2016 (Quelle: Stiftung Offshore-Windenergie)
Stand des Ausbaus der Offshre Windenergie in Deutschland, am 30.06.2016 (Quelle: Stiftung Offshore-Windenergie)

Die 43 Offshore Windräder, die 2016 errichteten auf dem Meer errichtet wurden, werden von zahlreichen Verbänden, nämlich dem Bundesverband Windenergie (BWE), der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie, der VDMA Power Systems, der Stiftung Offshore-Windenergie und der WAB, in einer gemeinsamen Erklärung als “maßvoller Ausbau” bezeichnet. Zusätzlich wurden 39 der 43 Turbinen bereits 2015 errichtet und gingen 2016 lediglich ans Netz. Die gleiche Rolle übernehmen jetzt 54 weitere Windturbinen, die 2016 bereits errichtet wurden, aber aktuell noch keinen Strom ins Netz einspeisen. Windturbinen auf Vorrat, sozusagen. Ähnlich geht man auch bei den Fundamenten vor, die immerhin einen Großteil der Arbeit ausmachen. 142 Fundamente wurden bereits fertiggestellt, 76 im ersten Halbjahr 2016. Vielleicht ist die Ausbaubegrenzung im Rahmen der EEG Novelle 2016 deshalb doch nicht so dramatisch? (siehe auch: EEG Reform statt Windenergie)

Ausbauziele bereits 2018 / 2019 erreicht?

Insgesamt rechnen Experten und die Branche damit, dass bis Ende 2016 bereits vier Gigawatt Strom aus der Offshore Windenergie eingespeist werden. Am 30.Juni 2016 waren es noch 3.550 Gigawatt. Das heißt, dass alleine im zweiten Halbjahr noch rund 450 Megawatt Strom neu auf dem Meer erzeugt werden sollen. Geht es mit diesem Tempo weiter, könnte das Ausbauziel mit einem Gesamtvolumen von 6,5 GW, bereits 2018 oder 2019 erreicht sein. Ursprünglich war das Erreichen des Ziels von der Bundesregierung auf 2020 datiert worden.

80 Prozent der gesamten Anschlusskapazität wird bereits umgesetzt

Gesetzlich sind bis Ende 2017 maximal 7,7 Gigawatt Anschlusskapazität erlaubt, die bis 2020 ans Netz gehen kann. Am 30. Juni 2016 befanden sich bereits Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1.486 MW (1,4 Gigawatt) im Bau. Die Zuschläge für rund 810 weitere Megawatt Offshore Energie wurden bereits verteilt und Investitionen vergeben. Ausgehend von einem Gesamtvolumen der Einspeisung aus Windenergie, welches aktuell bei 3.550 Gigawatt liegt, ergibt das ein Gesamtvolumen von ungefähr 5.85 Gigawatt, welches bereits fest eingeplant ist. Gemessen an der gesamten zulässigen Anschlusskapazität von 7,7 Gigawatt, sind also bereits 75,97 % an Zuschlägen vergeben. Somit sind noch ca. 1.85 Gigawatt zu vergeben, wovon bereits eine Ausschreibungsmenge von 1.469 Megawatt fest zugesagt wurde.

Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2015, in welchem 422 Turbinen mit 1.765,3 Megawatt neu ans Netz gingen, mutet der bisherige Ausbau bis Ende Juni 2016 deutlich niedriger an. Allerdings war das erste Halbjahr 2015 stark geprägt, durch die Nachholeffekte. Die eingespeiste Leistung liegt damit 2016 nur ei 15 Prozent des Halbjahreswertes aus 2015. Ein anderer Faktor ist 2016 allerdings deutlich gestiegen: Die Leistung pro Anlage.

Stärkere Anlagen, größere Rotoren

Diese ist auf 6 Megawatt pro installierter Windenergieanlage (WEA) gestiegen. Der durchschnittliche Rotordurchmesser wuchs um 29 Prozent auf 154 Meter, wobei hier in letzter Zeit auch ein gegenteiliger Trend aufgetaucht ist, der allerdings noch im frühen Entwicklungsstadium ist: Eine Windturbine ohne Rotorblätter von Vortex. Sie finden, dass dies erstaunlich gerade und glatte Zahlen für Statistiken sind? Bedanken Sie sich bei Siemens: Alle neuen Anlagen sind Siemens SWT-6.0-154 und stehen jetzt in den Windparks Godewind I und II. Diese sind bereits komplett fertiggestellt, gehen aber nur Stück für Stück ans Netz. So entstehen recht gerade und einheitliche statistische Werte. 

Im Rahmen der umstrittenen EEG-Reform und der Novelle 2016, fordern die Mitglieder der Offshore-Branche, den Ausbau der Offshore-Windenergie nicht durch geplante Begrenzungen der ausgeschriebenen Netzanbindungszusagen (kurz: Ausbaubegrenzungen) zu behindern und zu verlangsamen. Als Argument führen die Verbände den Vergleichswert einer niederländischen Ausschreibung im Bereich der Offshore Windenergie an.  Konkret geht es um die Ausschreibung des Tender Borssele 1 und 2, mit einer Gesamtleistung von 700 MW Strom.  

Der dänische Energiekonzern Dong Energy gewann diese Ausschreibung mit einem Preis von 7,27 Cent pro Kilowattstunde über 15 Jahre. In Deutschland würde mit der geplanten Leistung von 500 MW / Jahr, für die Jahre 2021 und 2022, weniger Leistung ausgeschrieben als in der kleineren Niederlanden. Dass die Bundesregierung nun eine gekappte Ausbaumenge für den Anfang der 2020er Jahre vorsieht, sei daher – auch angesichts stetig wachsender Turbinen- und Windparkgrößen – schlichtweg unsinnig und teuer. 

Bildnachweis:

Titelbild “Windmills in the water with sky background” – fotolia / pehskov

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