Green power plug - wind energy

Versorgungssicherheit Strom in Deutschland

Inhalt:

  1. Was bedeutet Versorgungssicherheit (Strom)?
  2. Stromnetz Deutschland – Fakten
  3. Versorgungslücken nach Anbieterwechsel?
  4. Gesetzliche Grundlagen
  5. Energiewende vs. Versorgungssicherheit

Die Versorgungssicherheit im Bereich Strom, auch Energiesicherheit genannt, ist auch nach der Liberalisierung des Strommarktes eines der obersten Ziele der Energiepolitik in Deutschland und deshalb wurde eben diese Versorgungssicherheit auch im Rahmen des Energiewirtschaftsgesetzes garantiert und festgeschrieben.

Folgende Faktoren beeinflussen die Versorgungssicherheit:

  • Stromnetze müssen technisch in der Lage dazu sein, ihre Transportaufgabe uneingeschränkt und zuverlässig zu erfüllen
  • Es müssen immer genug Erzeugungskapazitäten zur Verfügung stehen, um den veranschlagten Energiekonsum zu decken
  • Es muss durch entsprechende Kontrollen und Mechanismen sichergestellt werden, dass die Netzstabilität auch dann gegeben ist, wenn es ein Ungleichgewicht von Verbrauch und Erzeugung gibt
  • die Netze müssen zufriedenstellend gegen An- und Eingriffe Dritter abgesichert werden
  • Fällt ein Stromanbieter aus, muss Sie der örtliche Grundversorger sofort beliefern, bis Ihr Stromanbieter wieder lieferfähig ist
  • Versorgungssicherheit und Versorgungspflicht sind nicht das gleiche – die Versorgungspflicht beschreibt die Pflicht Ihres Stromanbieters, Sie zu beliefern, auch wenn es bürokratische oder vertragliche Differenzen und Unklarheiten gibt
  • Bei einem Wechsel des Stromanbieters sorgen Versorgungssicherheit und Versorgungspflicht gemeinsam dafür, dass Sie nie ohne Strom dastehen. Selbst dann nicht, wenn es Probleme beim Wechsel in Form von Kündigungsfristen oder Vertragslaufzeiten gibt. Auch, wenn Sie den Stromanbieter beim Umzug wechseln, stehen Sie so niemals ohne Strom da, egal, was passiert

Zur Versorgungssicherheit zählen außerdem noch die garantierte Versorgung mit Nahrung und Wasser. Sie ist den meisten Verbrauchern nur im Zusammenhang mit einem Strompreisvergleich ein Begriff, da sie oft als Argument dafür genannt wird, dass man auch nach einem Anbieterwechsel keine Angst vor dem Risiko haben muss, ohne Strom dazustehen, sprich: dass keine Versorgungslücke entsteht. Das ist auch richtig, zumindest solang man seine Stromkosten bezahlt und keine Rückstände aufweist. Doch eigentlich steht der Begriff noch für viel mehr und ist nur ein Bestandteil des EnWG (Energiewirtschaftsgesetz).

Das Energiewirtschaftsgesetz verpflichtet Versorger und Netzbetreiber zu einer sicheren, preisgünstigen, verbraucherfreundlichen, effizienten und umweltverträglichen Versorgung mit Strom. Weitere Ziele sind die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Energieversorgung. Eigentlich fasst die Versorgungssicherheit also zahlreiche weitere Begriffe zusammen. So steht diese nicht nur für die Versorgungssicherung nach und während eines Anbieterwechsels, die uns als Vergleichsportal für Strompreise am meisten interessiert, sondern auch für die Qualität der Versorgung, welche sich aus Spannungsqualität, operativer Versorgungssicherheit, Versorgungszuverlässigkeit und der kommerziellen Dienstleistungsqualität zusammensetzt.

Das Wesentliche für uns: Jedem Stromkunden wird also eine lückenlose Stromversorgung, unabhängig von neuen, bestehenden oder gekündigten Verträgen und Tarifen und deren Laufzeiten, so wie Kündigungsfristen garantiert. Aber auch weitere Risiken, die der lückenlosen Energieversorgung gefährlich werden können, sollen so ausgeklammert und in die Haftung der Versorger übergeben werden. Dazu zählen:

  • Politische Risiken – z.B. Veränderungen in der EU, Konflikte mit Energielieferstaaten, innenpolitische Krisen, Fehler im Regulierungssystem
  • Wirtschaftliche Risikenz.B. Ungleichgewicht von Verbrauch und Erzeugung & Investitionsmängel
  • Technische Risiken z.B. kaputte Stromleitungen und alte Technik, schlechter Zustand des Stromnetzes
Quelle: BMWi; Datenbasis: Bundesnetzagentur
Nie waren die Deutschen im Schnitt so kurz ohne Strom, wie 2014 – Quelle: BMWi; Datenbasis: Bundesnetzagentur

Dabei geht es natürlich schon lange um viel mehr, als um eine durchgängig funktionierende Beleuchtung unserer Häuser und Wohnungen, oder unseren Komfort. Strom ist elementarer Bestandteil unseres Lebens, unserer Industrie, unserer Ernährung und somit auch der öffentlichen Ordnung. Doch gerade auch im Zusammenhang mit der Energiewende, wird die Versorgungssicherheit zunehmend streng und kritisch diskutiert und geprüft. Doch zumindest bis jetzt wird uns die Versorgungssicherheit auch nach dem Atomausstieg noch bis 2025 garantiert.

Bis jetzt haben wir in Deutschland nachweislich eine der besten und stabilsten Stromversorgungen weltweit. Der Monitoring-Bericht zur Versorgungssicherheit, erstellt zuletzt 2014 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, zeigt:

 

Die Stromversorgung in Deutschland ist mit einer Zuverlässigkeit von 99,99 Prozent gewährleistet. Selbst im europaweiten Vergleich hat Deutschland die zuverlässigsten Stromnetze und Leitungen: Im Schnitt fällt der Strom pro Jahr nur 12 Minuten und 17 Sekunden aus.

Zum Vergleich: In Österreich fiel noch 2011 im Schnitt 28 Minuten der Strom aus, in Frankreich 63 Minuten und in Portugal saßen die Menschen sogar durchschnittlich 173 Minuten im Dunkeln. Der Monitoring-Bericht erscheint maximal alle zwei Jahre und beleuchtet das deutsche Stromnetz im europaweiten Vergleich.

Weitere Fakten zum deutschen Stromnetz:

Das deutsche Stromnetz ist einsame Spitze im europaweiten Vergleich, wie der Monitoring-Bericht 2014 zeigt.
Das deutsche Stromnetz ist einsame Spitze im europaweiten Vergleich, wie der Monitoring-Bericht 2014 zeigt.
  • Europaweit die höchste installierte Kraftwerkleistung
  • Die Stromerzeugung (Netto-Nennleistung) in Deutschland beträgt 199,2 Gigawatt
  • 94 Gigawatt stammen aus erneuerbaren Energiequellen
  • Die installierte Leistung von Solar- und Windenergie beträgt insgesamt 85 GW
  • 74,2 % des Stroms erzeugen konventionelle Energieträger, da erneuerbare Energiequellen nicht jederzeit und nur wetterabhängig zur Deckung des Strombedarf bereitstehen
  • 2015 exportierte Deutschland 83,1 Milliarden kWh in die Nachbarländer
  • 1,8 Millionen Kilometer ist das Stromnetz lang
    • Höchstspannung (220 und 380 Kilovolt) – 35.708 Kilometer
    • Hochspannung (>60 Kilovolt / <220 Kilovolt) – 76.279 Kilometer
    • Mittelspannung (>1 Kilovolt / <61 Kilovolt) – 507.210 Kilometer
    • Niederspannung (Bis 1 Kilovolt, Standard: 0,4 Kilovolt) – 1.164.012 Kilometer

    Versorgungssicherheit nach Stromvergleich & Wechsel

    Gerade nach einem Stromvergleich und dem anschließenden Anbieterwechsel, oder wenn sie den Stromanbieter beim Umzug wechseln, befürchten viele Stromkunden, dass Sie während des Wechsels eine vertragsbedingte Unterbrechung der Energieversorgung riskieren, weil es Probleme mit Kündigungsfristen und Laufzeiten geben könnte. Doch genau das kann eben nicht passieren, da der alte Anbieter gesetzlich dazu verpflichtet ist, solange Strom zu liefern, bis die Versorgung durch den neuen Anbieter angelaufen ist. Alles andere ist rechtswidrig. Zumindest, solange Sie immer pünktlich Ihre bisherigen Stromrechnungen beglichen haben, denn die Versorgungssicherheit im privaten Bereich und im Rahmen eines Anbieterwechsels, steht und fällt mit Ihrer Zahlungsmoral. Wenn Sie Ihren Stromanbieter kündigen, seien Sie also sicher, dass es keine offenen Rechnungen, bis auf die Abschlussrechnung, mehr gibt.

    Die Auswirkungen der Liberalisierung der Energiemärkte auf die Versorgungssicherheit und deren langfristige Gewährleistung sorgen in Europa für zahlreiche Diskussionen auf Konferenzen und Krisengipfeln. Die EU-Kommission setzt verschiedene Schwerpunkte, weshalb der Begriff auch unterschiedlich definiert wird. Der Konsens, den die Internationale Energieagentur (IEA) sowie das Europäische Parlament definiert haben lautet:

    „Versorgungssicherheit bedeutet, dass Elektrizitätsverbraucher elektrische Energie mit definierter Qualität beziehen können, zu dem Zeitpunkt, wenn sie diese benötigen, und zu kostenorientierten und transparenten Preisen.“

Ecology balance - 3d illustration with ecology icons on grey wooden background.Gesetzliche Grundlagen

Die Versorgungssicherheit basiert auf der gesetzlichen Grundlage des EnWG. § 1 EnWG definiert dabei das Ziel, eine: „möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche“ Versorgung der Bevölkerung mit Energie. Die Übertragungsnetz-Betreiber haben durch entsprechende Kapazitäten und der Zuverlässigkeit des Netzes dazu beizutragen (siehe § 12 EnWG). Betreiber von Fernleitungsnetzen sind davon nicht ausgenommen (§ 15 EnWG).

Lt. § 21 a EnWG können alle Investitionen, die zugunsten der Versorgungssicherheit durch Versorger und Netzbetreiber getätigt werden, durch eine entsprechende Rechtsordnung begünstigt werden.

§ 43b EnWG besagt ebenfalls, das Planfeststellungsverfahren, wenn dieses der Versorgungssicherheit während eines Stromanbieterwechsels dient, begünstigt werden.

Weitere interessante Dokumente zum Thema:

Allgemeinverfügung (PDF / 54 KB)

Anlage zur Allgemeinverfügung vom 22. Februar 2006 (PDF / 98 KB)

Quelle: Bundesnetzagentur

Beeinflusst die Energiewende die Versorgungssicherheit?

Im Rahmen der Energiewende wird der Kraftwerkspark aus Atomkraftwerken, Kohlekraftwerken u.v.m. drastisch reduziert. Also hat die Energiewende, zumindest potenziell, eben auch einen Einfluss auf unsere Versorgungssicherheit für Strom und Energie in Deutschland.

Mehr zur Energiewende & Versorgungssicherheit:

Eher negativen Einfluss wirkt die Tatsache aus, dass die konstant und zu 100 % sicher verfügbare Leistung von Windenergieanlagen und Photovoltaikanlagen nur einen eher geringer Teil der Maximalleistung der Versorgungssicherheit ausmachen. Jedoch werden solche erneuerbaren Energiequellen im Verbund mit anderen betrieben, welche Energie nicht gebotsabhängig, sondern bedarfsabhängig produzieren können. Das Stromnetz kann insgesamt also weiterhin stabil betrieben werden, solange es auf geeignete Weise gesteuert und koordiniert wird. Der Ausbau von Energiespeichern ist ein Teil der Lösung, welche auf Grund des zukünftig konstant steigenden Anteils von fluktuierenden Einspeisungen gefragt ist. Im Vergleich zum zusätzlichen geplanten Ausbau der Stromnetze, ist die Erweiterung der Speicherkapazitäten für Strom die eindeutig teurere Variante.

Signifikant zugenommen haben außerdem Redispatch-Maßnahmen, die mangelnde Kapazitäten der Übertragungsnetze kompensieren. Mit dem fortschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien wird dies wohl weiter der Fall sein, da der Ausbau der Stromnetze und auch der Speicherkapazitäten, wegen Schwierigkeiten, aktuell noch hinterherhinkt. Jedoch konnte trotzdem keine Abnahme der Versorgungssicherheit, gemessen an der durchschnittlichen Dauer von ungeplanten Stromausfällen pro Jahr, seit Beginn der Energiewende verzeichnet werden. Nein, 2014 war sogar das Jahr mit den im Schnitt wenigsten und kürzesten Stromausfällen aller Zeiten.