Echter Ökostrom

Woran man ihn erkennt und wer ihn liefert...

Nachhaltigkeit Wegweiser
 
 

Ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein ist seit den 1970er Jahren bei zahllosen Bundesbürgern zu finden, die der aktuellen Energiewende in der Bundesrepublik viele positive Seiten abgewinnen können. Auch wenn kein Bundesbürger gerne die steigenden Stromkosten der letzten Jahre schultert, sind viele von ihnen aus Überzeugung dazu bereit, ökologische und nachhaltige Technologien zu fördern. Label wie „Ökostrom“ oder „Grüner Strom“ sind bei zahlreichen Tarifen der deutschen Stromkonzerne zu finden und laden dazu ein, den Anbieterwechsel zu einem ökologisch orientierten Stromanbieter zu wagen. Leider bieten nicht alle Versorgungsverträge die Art des grünen Stroms, den sich umweltbewusste Bundesbürger wünschen. Zwischen „echtem“ und „falschem“ Ökostrom zu unterscheiden, ist hierbei die Aufgabe, die viele Menschen hierzulande ernstnehmen und so zum idealen Anbieter für ihre elektrische Energie gelangen.

Was ist Ökostrom überhaupt?

Der Begriff Ökostrom als solcher ist kein Qualitätsmerkmal und nicht gesetzlich geschützt. Nach klassischer Vorstellung der meisten Bundesbürger handelt es sich um elektrische Energie, die aus nachhaltigen Technologien gewonnen wird. Hierzu zählen vor allem die Stromgewinnung mittels Wind- und Wasserkraft, ebenso wie die Solarenergie und die Gewinnung von Energie aus Biomasse. Markenzeichen all dieser Technologien ist es, dass keinerlei fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas zum Einsatz gebracht werden und somit die Erde nicht ihrer natürlichen Ressourcen berauben. Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewinnt dabei in Deutschland nicht zuletzt durch das Fortschreiten der Energiewende erheblich an Bedeutung, mehr als jede fünfte Kilowattstunde im deutschen Stromnetz wurde 2012 aus einer nachhaltigen Energiequelle gewonnen.

Windkraft Windrad Oekostrom

Windkraft-Turbine – Quelle: tpsdave @pixabay, PD CC0

Neben der klassischen Vorstellung „grünen Stroms“ hat der Gesetzgeber weitere Möglichkeiten geschaffen, Tarife unter dem Label Ökostrom zu vermarkten. Diese haben weniger etwas mit der Vorstellung einer umweltbewussten Energiegewinnung zu tun, sondern sind eng an die klassische Energiegewinnung der Kraftwerke unter Einsatz fossiler Brennstoffe gebunden. Die Rede ist hierbei vorrangig vom Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in klassischen Kraftwerken, für die sogar wie bei der EEG-Umlage ein geringer Zusatzbetrag auf den Strompreis angerechnet wird.

Die Kraft-Wärme-Kopplung im Profil

Eine KWK-Anlage produziert auf zwei verschiedene Weisen Energie. Die erste Form der Energiegewinnung ist mechanischer Natur und mit der Stromerzeugung in herkömmlichen Kraftwerken gleichzusetzen. Fossile Brennstoffe werden hierbei im Regelfall zum Einsatz gebracht und in elektrische Energie umgewandelt, die direkt ins Stromnetz eingespeist wird. Bei der mechanischen Arbeit entsprechender Energieanlagen wird ergänzend thermische Energie, also Wärme freigesetzt. Diese Wärmeenergie war bereits vor Jahrzehnten in klassischen Kraftwerken vorhanden, wurde jedoch meist nicht gesondert als abnehmbare Energie genutzt.

Im Zuge der Energiewende hat sich dies grundlegend geändert. Die Heizenergie der industriellen Anlagen wird aufgenommen und zu verschiedenen Zwecken genutzt. Dies kann primär die Energieversorgung des Kraftwerks selbst sein, auch eine Ausleitung im Sinne der Nah- oder Fernwärme ist möglich. Mit dem umgekehrten Prinzip der Wärme-Kraft-Kopplung ist es letztlich auch möglich, thermische Energie ihrerseits in elektrische Energie umzuwandeln. Das Grundprinzip der KWK-Anlagen hat sich über das letzte Jahrzehnt nicht nur industriell durchgesetzt, sondern findet auch im privaten Bereich in Form kleinerer Blockheizanlagen seinen Einsatz.

Die erzeugte Wärme in Kraftwerken ist ein energetisches Nebenprodukt, das selbst nicht durch die Verbrennung fossiler Energieträger entsteht. Genau aus diesem Grund wird die thermische Energie der KWK-Anlagen als ökologisch oder „grün“ vermarktet, vor allem Großkonzerne der Branchen speisen ihre Ökotarife mit Vorliebe mit dieser Form der Energie. Für den kritischen Verbraucher erfüllt diese Form der Energiegewinnung allerdings nicht die Vorstellungen eines echten Öko-Tarifs. Schließlich kann die ökologische Wärmeenergie nur deshalb genutzt werden, da zuvor die klassische Energiegewinnung auf Basis fossiler Brennstoffe stattfand.

“Echten” und “Falschen” Ökostrom erkennen

Auch wenn die obige Form der Energiegewinnung nicht der klassischen Vorstellung vieler Verbraucher entspricht, ist es vollkommen legitim, diesen Strom als ökologisch zu vermarkten. Der Gesetzgeber und die nutzenden Energieunternehmen geben völlig zurecht an, dass sich diese Form der Energie nicht fossiler Brennstoffe bedient und keine weitere Belastung für die Umwelt darstellt. Manche Verbraucher mögen diese Argumentation als „Trick“ ansehen, haben jedoch die Möglichkeit, sich bei der Auswahl ihres Stromunternehmens gezielt gegen Strom aus KWK-Anlagen zu entscheiden. Der Gesetzgeber hat durch verschiedene Zertifizierungsverfahren die Möglichkeit geschaffen, 100-prozentigen Ökostrom aus ausschließlich regenerativen Anlagen zu erkennen und entsprechende Tarife abzuschließen. Auf der Suche nach einem Öko-Tarif, der den eigenen Vorstellungen von umweltfreundlichem Strom aus Solar-, Wind- oder Wasserkraftanlagen nahekommt, helfen diese Zertifikate grundlegend weiter.

Zertifikate für reinen Ökostrom

In Deutschland geht es bei der Zertifizierung von Ökostrom vorrangig um zwei Aspekte. Zum einen muss die gelieferte Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammen, was Prinzipien wie die Kraft-Wärme-Kopplung ausschließt. Zum anderen muss sich der Anbieter echter Ökostromtarife dazu verpflichten, einen Ausbau erneuerbarer Energiequellen voranzutreiben und somit einen wesentlichen Schritt zur deutschen und europäischen Energiewende zu leisten. Natürlich können sich Verbände, Vereine und Umweltorganisationen, die ein eigenständiges Öko-Zertifikat vergeben, noch auf weitere Kriterien zur Bewertung grünen Stroms festlegen. Mit diesen erhält der Verbraucher eine noch größere Sicherheit, dass seine elektrische Energie exakt seinen Vorstellungen ökologisch gewonnen Stroms entspricht und zur Schonung der Umwelt beiträgt.

Steckdosebaum1Zu den wichtigsten Zertifikaten, die mehr oder weniger branchenweit akzeptiert sind, gehören die Auszeichnungen von TÜV Nord und TÜV Süd, ebenso wie die drei Label OK-Power, Naturemade Star, Grüner Strom Label Gold und Renewable Plus. Auch die Umweltorganisation Greenpeace hat eine eigene Aufstellung von Kriterien erarbeitet, nach welchen echter Ökostrom zu bewerten ist und macht es Verbrauchern möglich, diese Kriterien auf einen angebotenen Tarif in Deutschland anzuwenden. Die jeweiligen Label und Zertifikate sind nicht gleichwertig, sondern setzen unterschiedliche Schwerpunkte bei der Einschätzung des angebotenen Ökostroms. So können einzelne Organisationen und Vereine einen größeren Wert auf die Art der Energiegewinnung setzen, bei anderen liegt der Schwerpunkt eher in der größtmöglichen Förderung des Ausbaus von Infrastrukturen für eine umweltfreundliche Zukunft. Je mehr Zertifikate der verschiedenen Herausgeber ein Stromtarif erhält, umso umweltfreundlicher nach strikt bemessenen Kriterien kann dieser bewertet werden.

Echte Ökostromtarife

Die oben genannten Kriterien für die Zertifizierung echten Ökostroms sind verhältnismäßig streng, die Tarife klassischer Großkonzerne der Energiebranche genügen diesen Ansprüchen meist nicht. Stattdessen hat sich über die letzten Jahre ein erlesenes Feld an Stromanbietern auf dem deutschen Markt herauskristallisiert, das den obigen Anforderungen standhält und somit als „echter“ Ökostrom angesehen werden kann. Für interessierte und kritische Verbraucher, die ausschließlich einen solchen Ökotarif abschließen möchten, lohnt daher ein Blick auf die Angebote folgender Stromunternehmen:

  • Lichtblick AG
  • Polarstern GmbH
  • EWS Schönau GmbH
  • Naturstrom AG
  • Greenpeace Energy EG

Die Liste ist natürlich nicht abschließend, weitere Stromunternehmen sind um die Etablierung ihrer Tarife als echter Ökostrom bemüht. Die genannten fünf Unternehmen können jedoch als größte und bekannte Anbieter auf dem deutschen Strommarkt angesehen werden, die sich in den letzten Jahren einen Namen im Angebot echten Ökostroms gemacht haben und hierdurch verschiedene der oben genannten Zertifikate erhalten haben. Natürlich bleibt es für den einzelnen Verbraucher weiterhin zu prüfen, welche der genannten Unternehmen den eigenen Vorstellungen eines umweltfreundlichen Stromanbieters genügen, so dass es zu einem gezielten Stromanbieterwechsel kommen kann.

Kosten optimieren

Umweltbewusstsein hat in vielen Lebensbereichen seinen Preis – dies gilt leider auch bei der Auswahl eines ökologischen Stromanbieters. Wer sich bewusst für einen Ökotarif entscheidet, wird demnach nicht den gleichen Strompreis wie bei anderen Tarifen vorfinden, die immer noch auf Kohlekraftwerke oder die europäische Atomkraft vertrauen. Umgekehrt dürfte es viele Verbraucher überraschen, wie günstig Ökotarife im Vergleich zu klassischen Stromtarifen geworden sind. Da die EEG-Umlage und viele weitere Zuschläge unabhängig von der Art des Stromtarifs auf sämtliche Verträge der Stromanbieter anzurechnen sind, haben sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Tarifangeboten etwas nivelliert. Ökologisches Bewusstsein an der heimischen Steckdose zu zeigen, bleibt so zwar finanziell etwas teurer, im Vergleich zum herkömmlichen Stromtarif jedoch weniger teuer, als man denkt.

Natürlich gibt es auch zwischen den einzelnen Anbietern echten Ökostroms finanzielle Unterschiede, selbiges gilt für die gebotenen Leistungen und Kapazitäten. Zu guter Letzt entscheidet natürlich auch der Service des einzelnen Anbieters, ob man sich als Stromkunde hier wohlfühlt und mit gutem Gewissen seinen ökologischen Strom vom entsprechenden Anbieter bezieht. Ähnlich wie bei einem klassischen Stromtarif ist also auch hier anzuraten, einen Vergleich der verschiedenen Anbieter vorzunehmen und hierdurch Leistungen, Kosten und weitere Aspekte für den individuell besten Stromtarif gegeneinander abzuwiegen. Als ergänzende Recherche empfiehlt es sich, einen genaueren Blick auf die einzelnen Zertifikate zu werfen, um so den Unterschied in den Bewertungskriterien zu ermitteln. Nur hierdurch lässt sich feststellen, welcher Anbieter den eigenen Vorstellungen von „echtem“ Ökostrom am ehesten entspricht.

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