Blockheizkraftwerke sind schon lange im Einsatz bei größeren Gebäuden, bei denen eine eigene Energieerzeugung sinnvoll erscheint. Dies sind in der Regel Krankenhäuser, Schulen oder auch mittelständische Unternehmen und Wohnblocks, die Bedarf für solche Einrichtungen haben und wo sich der Einsatz langfristig rechnet. Dabei wird in der Regel nicht nur Wärme zum Heizen erzeugt, sondern oft auch Strom, der den Bedarf allerdings meist nicht völlig decken kann. Ein neuer Ansatz im Einsatz von Blockheizkraftwerken sind miniaturisierte Versionen für den Einbau in kleinere Wohneinheiten. Die sogenannten “Zuhausekraftwerke” werden von verschiedenen Stromanbietern in ganz Deutschland derzeit getestet.
Stromerzeugung als Nebenprodukt
In Hessen hat die SÜWAG, eine Tochter des Energiekonzerns RWE, mit einer solchen Testreihe für Zuhausekraftwerke begonnen. Einige ausgewählte Haushalte bekommen die kleinen Blockheizkraftwerke vom Stromanbieter gestellt. Betrieben werden sie mit Gas, wie die herkömmliche Gasheizung auch. Auf die gleiche Weise wird auch wie gewohnt die Wärme für das Haus erzeugt. Neu am Zuhausekraftwerk ist, dass es auch eigenen Strom produziert. Mit Hilfe eines kleinen Motors, der in Leistung und Größe mit dem eines PKW vergleichbar ist, wird Strom für den Haushalt erzeugt, quasi als Nebenprodukt. Der große Vorteil: Der Kunde muss nicht zusätzlich Strom zukaufen, sondern kann seinen Bedarf meist komplett durch das Zuhausekraftwerk decken. Nicht nur das: Überschüssiger Strom wird zurück ins Netz gespeist, wovon der Kunde natürlich profitiert, ganz ähnlich wie bei Solaranlagen.
CO2-Bilanz entspricht der normalen Gasheizung
Die Umweltbilanz ist im Vergleich zu normalen Gasheizungen in etwa gleich. Das bedeutet, dass ein Haushalt mit Zuhausekraftwerk ungefähr den gleichen CO2-Ausstoß produziert wie die Gasheizung des Nachbarn. Von daher sehen einige Kritiker den Einsatz der Zuhausekraftwerke nicht so enthusiastisch. Dennoch: Im Gegensatz zur normalen Gasheizung produziert das Kleinkraftwerk im Keller eben auch eigenen Strom, was sich unter dem Strich wieder positiv auf die Bilanz auswirkt.
Kostenfrage bislang größtes Hindernis
Bei der Kostenbilanz sieht es anders aus: Hier steht vor allem der hohe Anschaffungspreis der Zuhausekraftwerke im Vordergrund. Die Stromanbieter sehen dies allerdings gelassen, da sich die hohen Preise durch die derzeit niedrigen Stückzahlen erklären. Hat sich ein Stromanbieter erst für einen bestimmten Hersteller und ein spezielles Modell entschieden, könnte bei einer entsprechend großen Serienfertigung der Stückpreis für die Zuhausekraftwerke bald drastisch sinken. Energieanbieter wie die SÜWAG testen daher nicht nur die Effizienz des Konzepts, sondern verwenden gleich auch verschiedene Zuhausekraftwerke, um die Vor- und Nachteile der einzelnen Produkte im Praxisbetrieb zu ermitteln.
Subventionen durch Stromanbieter?
Die Finanzierung könnte also auf verschiedene Arten erfolgen. Angenommen, die Stückzahl für ein Zuhausekraftwerk sinkt von derzeit mehreren zehntausend Euro auf einen deutlich geringeren Betrag, wäre es denkbar, dass der Stromanbieter künftig die kleinen Blockheizkraftwerke zur Miete oder zum Mietkauf anbietet. Hier würde der Kunde dann monatlich einen bestimmten Betrag an den Energiekonzern zahlen, ähnlich wie das bei Hardware-Angeboten von DSL-Anbietern oder Kabelprovidern der Fall ist, wo Receiver, Router und andere Ausrüstung vom Anbieter gestellt werden. Am Ende der Vertragslaufzeit wäre es beim Zuhausekraftwerk allerdings günstig, wenn es in den Besitz des Kunden übergeht, da ein Ausbau der Anlage entsprechend aufwändig und teuer wäre.
Dezentralisierung der Stromversorgung durch Zuhausekraftwerke
Ein großer Vorteil beim Konzept der Zuhausekraftwerke liegt in der Dezentralisierung. Haushalte mit solchen Einrichtungen sind quasi unabhängig, was das Stromnetz besonders im Hinblick auf die Energiewende deutlich entlasten könnte. Bei einer flächendeckenden Einführung könnten sogar ganze Überlandleitungen eingespart werden, so einige Befürworter der Kleinkraftwerke. Durch die Einspeisung des überschüssigen Stroms in das allgemeine Netz würden die Zuhausekraftwerke auch zur Entspannung der Versorgungslage beitragen. Ein Nachteil liegt in den Emissionen, die aber mit denen der normalen Gasheizung in etwa vergleichbar sind. Sinken die Kosten, werden die Zuhausekraftwerke künftig bestimmt für viele Eigenheimbesitzer eine Alternative zur herkömmlichen Heizung werden – und den Strom gibt es quasi als Bonus frei Haus dazu.