Wärmedämmung – Alles zu Wärmeschutz & Isolierung der Fassade
Um den Umstieg auf erneuerbare Energien im Rahmen des Atomausstiegs zu verwirklichen, setzt die Bundesregierung unter anderem auch auf eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs insgesamt. Deswegen wird die Wärmedämmung von Eigenheimen großzügig finanziell gefördert. Dennoch bleiben viele Fragen offen, denn zunächst sind relativ hohe Investitionen notwendig und ob sich die Maßnahmen in jedem Fall lohnen, ist selbst unter Experten nicht unumstritten
Warum eigentlich Wärmedämmung?
Häuser wurden früher unter anderen Gesichtspunkten gebaut als heute. Energiesparendes Bauen war damals nicht von Bedeutung, zumal die Heizkosten nicht besonders hoch waren. Gerade diese Situation hat sich aber grundlegend geändert, denn sowohl Heizöl als auch Erdgas sind inzwischen deutlich teurer als noch vor wenigen Jahren. Allein der Preissprung der letzten fünf bis zehn Jahre zeigt, dass die Kosten für Energie im Haus einen immer größeren Anteil der Gesamtwohnkosten ausmachen. Während Mieter an der baulichen Grundsituation nur wenig ändern können, haben Eigentümer die Möglichkeit, eine Verbesserung der Situation durch Anbringung einer Wärmedämmung zu verbessern.
Schimmel im Haus?
Die Einsparung von Kosten ist sicher ein Hauptgrund für die Durchführung von energetischen Sanierungen, doch es ist nicht der einzige Grund. Häufig weisen ältere Gebäude insgesamt Probleme mit der Beheizbarkeit auf, die nicht nur ins Geld gehen, sondern auch unangenehme Folgen haben können. So ist Schimmelbildung nicht selten auf unzureichende Wärmedämmung zurückzuführen. Und selbst wenn man eine neue Heizung installiert hat, die nach modernsten Gesichtspunkten funktioniert und sparsam mit dem jeweiligen Brennstoff umgeht, kann es dennoch vorkommen, dass man kalte Füße hat und die Wohnung einfach nicht richtig warm werden will. Das kostet nicht nur Geld und ist unangenehm für die Bewohner, sondern führt möglicherweise auch zu Feuchtigkeitsansammlungen und in der Folge zur Bildung von Schimmel. Viele Gesundheitsprobleme lassen sich heute bereits auf diese Ursachen zurückführen, denn nicht jeder Schimmelbefall wird sofort entdeckt. Breitet sich das Problem erst aus, kann eine Sanierung extrem teuer werden.
Was kostet die Wärmedämmung?
Die Frage nach den Kosten lässt sich pauschal nicht beantworten, denn hier kommen viele verschiedene Faktoren ins Spiel. Natürlich spielen Baujahr und Zustand des Hauses eine besondere Rolle. Doch auch eine möglicherweise vorhandene Grunddämmung kann die Kosten erheblich reduzieren. Sind Keller und Dachboden eventuell bereits ausgebaut, ist eine Wärmedämmung meist bereits vorhanden. Nacharbeiten können trotzdem notwendig werden, denn bei vielen Maßnahmen zur Dämmung ist es wichtig, dass sie fachgerecht und professionell ausgeführt werden. Kommt es zu Nachlässigkeiten oder Fehlern bei der Ausführung, kann der Einspareffekt durch sogenannte Wärmebrücken nach Außen wieder zunichte gemacht werden. Schlimmer noch: Eine falsche Wärmedämmung kann sogar zu einer noch stärkeren Schimmelbildung führen.
Hohe Investitionskosten rechnen sich langfristig
Zu Beginn jeder energetischen Sanierung stehen Investitionen an. Die gehen in jedem Fall zunächst ins Geld, soviel ist klar. Gerade ältere Gebäude lassen sich oft nicht mit vernünftigem Aufwand auf den energetischen Stand von Neubauten bringen. Laut Berechnungen der Deutschen Energieagentur (dena) ist eine sinnvolle Aufrüstung alter Gebäude jedoch durchaus möglich. Peile man einen Standard von rund 30 Prozent unter dem eines Neubaus an, lasse sich die Wärmedämmung durchaus rentabel durchführen, so die dena. Darüber werden die Möglichkeiten zur Optimierung teurer und rechnen sich daher meist nicht mehr. Aber für den Eigentümer macht sich auch der geringere Wert bereits im Geldbeutel bemerkbar, denn die Heizkosten können auf diese Weise erheblich reduziert werden.
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Sinnvolle Maßnahmen zur Wärmedämmung
Was für eine Wärmedämmung in Betracht kommt, ist vom derzeitigen Zustand des Gebäudes abhängig. Wichtig ist die Ermittlung der besonderen Schwachstellen eines Hauses. Hier helfen Energieberater, wie sie beispielsweise durch die Verbraucherzentralen vermittelt werden. Diese können mit Hilfe einer Wärmebildkamera genau ermitteln, an welchen Stellen ein Haus Wärmeenergie verliert. Diese sogenannten Wärmebrücken müssen beseitigt werden. Dabei kann es sich zum Beispiel um den Dachboden oder den Keller handeln, aber auch um alte Fenster oder die Haustür. Beachtet man die speziellen Erfordernisse des Hauses nicht, steckt man schnell viel Geld in Maßnahmen, die eigentlich nicht notwendig gewesen wären und das Grundproblem nicht lösen – also auch kaum einen Effekt erzielen. Welche Kosten im Einzelnen anfallen, hängt dann natürlich auch vom Aufwand ab. Als Anhalt kann man folgende Beträge annehmen, wobei es regionale Unterschiede geben kann (berücksichtigt sind bereits die Kosten für Arbeit, evtl. notwendiges Gerüst, Verputzen etc.):
- Fensteraustausch (komplett): 250 – 500 Euro / m²
- Fensterglas tauschen: 120 – 200 Euro / m²
- Styropor für Außenwände: 90 – 150 Euro / m²
- Dämmung für Innenwände: 30 – 50 Euro / m²
Weitere Dämmmaßnahmen betreffen Dach und Keller, wobei gerade beim Dach die Bauweise und die Auslegung für teilweise erhebliche Kostenunterschiede sorgen können. Da bei diesen Kosten der Arbeits- und Installationsaufwand einen beträchtlichen Teil ausmacht, lässt sich mit einer intelligenten Planung viel Geld sparen. Hauseigentümer müssen in regelmäßigen Abständen ohnehin Wartungen und Renovierungen der Fassade oder des Dachs vornehmen. Nutzt man diese Gelegenheit zur Wärmedämmung aus, reduzieren sich die Kosten natürlich entsprechend, denn wenn das Gerüst sowieso schon aufgestellt werden muss, machen die zusätzlichen Kosten für die reine Wärmedämmung der Fassade nicht mehr so viel aus.
Was kann man selbst machen?
Angesichts der Kosten möchten viele Hausbesitzer selbst ihre Wärmedämmung anbringen. Bei einigen Maßnahmen ist dies auch relativ einfach möglich. Doch wie bereits beschrieben, können Installationsfehler nicht nur den gewünschten Einspareffekt zunichte machen, sondern auch für Probleme durch Schimmelbildung verantwortlich sein. Einfache und kostengünstige Möglichkeiten zur Wärmedämmung gibt es trotzdem. Stellt man beispielsweise einen Wärmeverlust im Erdgeschoss über den Fußboden fest, liegt das meist an der ungedämmten Kellerdecke. Durch die Anbringung von Dämmstoffen an der Decke kann leicht Abhilfe geschaffen werden. Warme Füße sind somit keine Utopie mehr. Auch ein nicht ausgebauter Dachboden kann durch das Auslegen von geeigneten Dämmstoffen (z.B. Glasfasermatten) leicht isoliert werden, ohne dass gleich das gesamte Dach bearbeitet werden muss. Dennoch machen sich diese einfachen Maßnahmen bereits positiv bei den Heizkosten bemerkbar. Noch ein Hinweis: Wurde beispielsweise die Fassade mit Dämmstoff isoliert, sollte man auf keinen Fall in Eigenregie Löcher in die Außenwände bohren, Schrauben eindrehen oder Nägel einschlagen. Diese relativ kleinen Beschädigungen können den Effekt der Wärmedämmung in diesem Bereich ansonsten empfindlich stören. Müssen entsprechende Arbeiten vorgenommen werden (zum Beispiel zum Anbringen von Außenbeleuchtung), sollte man sich an einen qualifizierten Fachbetrieb wenden.
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Das Passivhaus: Effektiver geht’s nicht!
Wenn die Voraussetzungen des Hauses es erlauben, kann man natürlich auch den Status „Passivhaus“ anstreben. So werden Häuser bezeichnet, deren Energieverbrauch nahezu null beträgt. Ihre Wärmedämmung ist so effektiv, dass so gut wie keine Verluste nach außen anfallen. Die Wärme, mit der das Haus geheizt wird, sollte idealerweise komplett durch das Haus selbst erzeugt werden. Das klingt utopisch, ist aber möglich, da im Haushalt eine Menge Wärme automatisch anfällt, die normalerweise ungenutzt verpufft. Nur wenige Passivhäuser benötigen noch eine Zuheizung mit fossilen Brennstoffen. Sie sind in der Regel luftdicht konstruiert, um keine Wärmeverluste zu erlauben, lassen sich aber natürlich dennoch ordnungsgemäß lüften. Hierfür wird meist auch eine komplexe Lüftungsanlage eingebaut, die zudem die vorhandene Wärme im Haus ideal verteilen hilft. Dass ein solches Haus nicht zum Nulltarif zu haben ist, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass sich ein altes Haus nicht ohne Weiteres entsprechend aufrüsten lässt. Dennoch lockt das Einsparpotential immer mehr Leute zum Passivhaus. Doch Vorsicht: Viele Baumaterialien werden fälschlicherweise deklariert, für Passivhäuser geeignet zu sein, obwohl sie es nicht sind. Der Begriff selbst ist nicht gesetzlich geschützt und kann daher leider auch einfach missbraucht werden.
Staatliche Förderung in Punkto Wärmedämmung
Der Staat fördert die Wärmedämmung von Gebäuden in unterschiedlicher Weise. Damit sollen Anreize geschaffen werden, Häuser entsprechend aufzurüsten. Der Hausbesitzer erfüllt damit nicht nur die künftig geltenden Vorschriften zur Energieeinsparung, sondern tut auch etwas für den Werterhalt seiner Immobilie. Denn seit 2009 muss jedes Haus, das verkauft oder vermietet werden soll, einen Energieausweis haben. Da auf dem Immobilienmarkt niedrige Heizkostenwerte immer wichtiger werden, macht sich eine Wärmedämmung auch in dieser Hinsicht irgendwann bezahlt. Welche Förderprogramme es gibt, hängt auch vom Wohnort ab, denn es gibt unterschiedliche Programme des Bundes, der Länder und einzelner Kommunen. Auch manche Energieversorger beteiligen sich an entsprechenden Maßnahmen. Um hier einen genauen Überblick zu erhalten, wendet man sich am besten an einen Energieberater der Verbraucherzentralen, die jeweils auf dem neuesten Stand sind. Die staatliche KfW-Bank vergibt Kredite sowohl für Komplettsanierungen als auch für Einzelmaßnahmen. Energie einsparen können Sie übrigens auch durch einen Strompreisvergleich – Stromsparer.de hilft Ihnen gern auch dabei.
Streit über Kosten-Nutzen-Rechnung
In letzter Zeit gibt es Meldungen über ein Missverhältnis zwischen Kosten und Einsparungen bei der Wärmedämmung. So hat eine Studie der Förderbank KfW für Aufsehen gesorgt, derzufolge die Kosten höher sind als das Sparpotenzial. So sei es nicht möglich, die anfallenden Investitionen alleine durch die Einsparungen bei den Heizkosten wieder hereinzuholen, so die Studie. Damit widerspricht das Gutachten allerdings anderen Experten wie denen der dena, die wiederholt dargelegt haben, dass selbst umfassende energetische Sanierungen von Einfamilienhäusern über einen Zeitraum von 25 Jahren rentabel seien. Auch die Grünen äußern Zweifel an der Stichhaltigkeit der Studie und verweisen auf die drastisch gestiegenen Heizkosten und die auch in Zukunft voraussichtlich explodierenden Rohstoffkosten. Angesichts dieser Entwicklung werde eine Sanierung immer günstiger, so die Grünen. Sie befürchten vielmehr, dass die KfW durch diese Studie nun viele Hausbesitzer verunsichere und damit viele Sanierungen nicht durchgeführt werden. Für die Hauseigentümer und deren Mieter verteuert sich das Wohnen durch die steigenden Heizkosten aber immer schneller. Allein im Winter 2012/2013 rechnen Experten mit einem weiteren Spitzenwert bei den Nebenkosten, da die Heizperiode witterungsbedingt lange angedauert hat und gleichzeitig das Heizöl auf extrem hohen Preisniveau verharrt.
Fazit:
Eine Wärmedämmung ist für die meisten Hausbesitzer interessant, die ohnehin vor Sanierungsarbeiten stehen. Müssen beispielsweise Arbeiten an der Fassade oder am Dach vorgenommen werden, lohnt sich eine Kombination mit einer umfassenden Wärmedämmung.
Welche Maßnahmen genau vorzunehmen sind, sollte zuvor von einem Energieberater ermittelt werden. Er kennt auch die Möglichkeiten zur Förderung und kann die sinnvollsten Möglichkeiten aufzeigen. Eine fachgerechte Installation und Durchführung der Arbeiten sollte selbstverständlich sein, damit es später keine Probleme mit Schimmelbildung oder ungewollten Wärmeverlusten gibt. Wichtig: Auch nach Installation einer Wärmedämmung muss natürlich konsequent und richtig gelüftet werden.