Kaum ist die EEG-Reform bzw. die Novelle für 2016 und 2017 beschlossen, schon kommt die nächste umstrittene Meldung für Verbraucher: Die EEG-Umlage könnte um maximal rund 1 Cent pro kWh auf 7,3 Cent ansteigen. Und das, obwohl die Preise im Rahmen der von Bundestag und Bundesrat geplanten Reform doch sinken sollten. Sieht so die Energiewende aus? Oder anders gefragt: Ist die Energiewende vielleicht schon zu Ende?
Die kürzlich vom Bundestag beschlossene EEG-Novelle 2016 sollte eigentlich dazu führen, dass die Strompreise stabil bleiben, oder sogar mittelfristig sinken. Natürlich ist die Ursache auch niemals nur an einer Stellschraube zu suchen. Aber es ist schon ein Ärgernis für die Verbraucher, dass die Strompreise weiter steigen, während es im Rahmen der EEG Reform sogar neue Industrierabatte für die EEG-Umlage gibt. Sprich: Wer die Umwelt am meisten belastet, zahlt am wenigsten. So in etwa lautet das Prinzip unserer Energiewende, zumindest nach dem Wortlaut unserer Regierung und Industrie. Mehr, als paradox.
Gleichzeitig wird die Bürgerenergie ausgebremst und es wird sogar die Einspeisevergütung abgeschafft. Es scheint fast so, als gehe es der Bundesregierung mit der Energiewende zu schnell. Stellt sich natürlich die Frage: Kann man seine Klimaziele überhaupt zu schnell erreichen? Wir finden: Nein.
Warum steigt die EEG-Umlage erneut?
Die Hauptursache für den voraussichtlichen Anstieg, dürfte wohl der niedrige Preis für Strom an der Börse (Börsenstrompreis) sein. Denn die Differenz zwischen dem Börsenstrompreis und der vom Staat garantierten Einspeisevergütung für erneuerbare Energien, wird durch die EEG-Umlage finanziert. Diese Einspeisevergütung soll übrigens im Rahmen der geplanten Reformen abgeschafft werden. Bleibt abzuwarten, ob damit auch unser Strompreis sinken wird.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Anstieg der Umlage, berechnen Experten mithilfe des EEG-Rechners der Forschungsinitiative Agora Energiewende. Dabei werden verschiedene Szenarien erstellt und prognostiziert, wie sich Strompreis, -verbrauch und die Stromerzeugung entwickeln.
Praktisch sinken die Strompreise sogar
Patrick Graichen, der Direktor der Agora Energiewende, sagte zu Check24, dass trotz der hohen EEG-Prognose, die Strompreise eben nicht zwangsläufig steigen müssten. Obwohl die EEG-Umlage nämlich voraussichtlich ansteigt, könnten Stromanbieter weiterhin günstig an der Strombörse in Leipzig einkaufen. Denn die EEG-Umlage wirkt sich eben nicht auf die Ausgaben der Versorger aus. Ende 2015 lag der Strompreis an der Börse Leipzig noch bei ca. 3,2 Cent pro kWH. Doch schon im ersten Halbjahr 2016 sank dieser auf ca. 2,5 Cent. Würden die Stromversorger diese Ersparnisse auch fair an die Verbraucher weitergeben, blieben die Strompreise für Sie Zuhause nahezu konstant, oder würden mittelfristig sogar sinken. Die Betonung liegt hierbei mehr als deutlich auf dem “Wenn”.
Doch sollte Ihr Stromanbieter nächstes Jahr ebenfalls die Preise erhöhen, vergessen Sie niemals Ihr Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen und einen Stromvergleich auf stromsparer.de So können Sie trotzdem weiter günstig Strom beziehen und ordentlich sparen – bis zu 500 € Stromkosten im Jahr.
Industrie-Rabatte auf Kosten der Stromkunden
Es fällt schwer, dem Grünen Vize-Fraktionschef im Bundestag, Oliver Krischer, in folgendem Punkt zu widersprechen: Er sieht den Hauptgrund bzw. den größten Preistreiber unserer Stromkosten, in den völlig ineffizienten Industrierabatten bei der EEG-Reform und beim Netzentgelt. Die Industrierabatte wurden übrigens vor Kurzem erst wieder durch Bundestag und Bundesrat bestätigt und erneuert und zwar im Rahmen der geplanten Novelle 2017. Es ist ja eigentlich auch selbsterklärend, dass gerade die zahlreichen Ausnahmen für die Industrie, bei der Zahlung der EEG-Umlage, die Kosten für alle übrigen, vor allem privaten Haushalte, drastisch ansteigen lässt. Eine Studie, welche die Grünen in Auftrag gaben veranschaulicht, dass alleine in den Jahren 2014 und 2015, jeder Job in der Stahlindustrie mit ca. 17.000 – 18.000 Euro gefördert wurde – eben durch die Einsparungen der Betriebe bei der EEG-Umlage.
Deshalb fordert Krischer in der WAZ auch völlig zurecht, der Staat müsse die Industrie “…stärker als bisher an den Kosten beteiligen”.
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Titelbild “Strommast mit Windrädern” – fotolia / thomaslerchphoto