BEE kritisiert: Anbieter geben niedrige Strompreise nicht weiter

Trotz Preissenkungen an der Strombörse, bleiben Kosten für Verbraucher stabil

EEG-Umlage
 
 
Strompreise könnten theoretisch sinken. Zum Vergrößern klicken - Foto/Grafik: BEE
Strompreise könnten theoretisch sinken. Zum Vergrößern klicken – Foto/Grafik: BEE

Dr. Hermann Falk ist Geschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) und hält sich mit Kritik an den Stromanbietern keineswegs zurück. Besonders hart geht er mit jenen Versorgern ins Gericht, welche die Preissenkungen an der Strombörse eben nicht, oder nur teilweise, an die Endkunden weitergeben, obwohl der entsprechende Spielraum da wäre. Stattdessen gibt es neue Industrierabette bei der EEG-Umlage und konstant hohe Stromkosten für Privathaushalte, welche die EEG-Umlage ohnehin schon sogut wie alleine finanzieren. In einer Stellungnahme vom Montag rät Falk deshalb offiziel dazu, einen Stromvergleich vorzunehmen und den Anbietern zu zeigen, dass man unfairen Erhöhungen der Strompreise keineswegs wehrlos ausgeliefert ist.

Die Infografik des BEE zeigt, dass der entsprechende Spielraum für sinkende Strompreise durchaus gegeben ist. Und das, obwohl die EEG-Umlage 2017 leicht steigen soll, auf ca. 7,3 Cent. Denn die Strompreise sind dank der Erneuerbaren Energien seit 2009 bereits um 4 Cent pro Kilowattstunde gefallen. Doch die fallenden Preise führen gleichzeitig zu einer steigenden EEG-Umlage, welche ja die Differenz zwischen Börsenpreis und Einspeisevergütung ausgleichen soll. Das soll Anbieter zum Ausbau der grünen Energiequellen motivieren. Und eben diese steigende Umlage reichen die Stromversorger gerne zu den Endverbrauchern durch, während die Industrie wieder und wieder von der EEG-Umlage ganz, oder zum Teil befreit wird. Genau daran übt Falk Kritik.

Der durchschnittliche Haushalt „zahlte 2015 samt Umlage 28,8 Cent für die Kilowattstunde, während vollständig privilegierte Unternehmen Strom für 4 bis 4,5 Cent kaufen konnten“, kritisiert Falk.

Das Problem? Der Mechanismus der EEG-Umlage

Der Fakt, dass die EEG-Umlage steigt, sobald die Strompreise an der Börse sinken, ist einem Geburtsfehler der Umlage zu verdanken. Denn die Umlage soll dafür sorgen, dass Stromanbietern immer ein fester Abnahmepreis für erneuerbare Energien garantiert werden kann (Einspeisevergütung). Deshalb gleicht sie die Differenz zwischen Börsenpreis und versprochener Vergütung aus. Je tiefer die Preise an der Börse also sinken, desto mehr steigt die EEG-Umlage und mit ihr die Strompreise.

Energieeffizienz und Energiewende sehen anders aus, oder? fotolia/VanderWolf Images
Energieeffizienz und Energiewende sehen anders aus, oder? fotolia/VanderWolf Images

Doch dies sollten eben nicht nur die Privathaushalte ausbaden müssen. Deshalb sollen die, gerade erst im Rahmen der EEG Novelle 2016 / 2017 verabschiedeten, neuen Industrierabatte bei der EEG-Umlage laut Falk abgeschafft werden. Ansonsten zahlen nämlich fast ausschließlich Privathaushalte, Kleingewerbe und Mittelstand die Differenz zwischen Börsenpreis und versprochener Einspeisevergütung. Der durchschnittliche Haushalt „zahlte 2015 samt Umlage 28,8 Cent für die Kilowattstunde, während vollständig privilegierte Unternehmen Strom für 4 bis 4,5 Cent kaufen konnten“, kritisiert Falk. Das hat noch einen anderen, negativen Effekt. Denn eigentlich sollten die Rabatte die Industrie dazu anhalten, den Ausbau von regenerativen Energiequellen voranzutreiben, da sie ja bei den Energiekosten enorm sparen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. „Diese Privilegien erhalten vor allem besonders energieintensive Betriebe, die zu solch niedrigen Preisen kaum Anlass haben in Effizienztechniken zu investieren”, so Falk weiter.

Derart niedrige Stromkosten für die Wirtschaft führen also weder dazu, dass man mit Strom sparsamer umgeht, noch dazu, dass die Erneuerbaren ausgebaut werden. Denn dann könnte man die wertvollen Rabatte ja mittelfristig verlieren.

EEG Umlage könnte 2017 bereits über 7 Cent kosten

Die Agora Energiewende, ein Forschungsinstitut, hatte erst kürzlich in einer Prognose gesagt, dass die EEG-Umlage im kommenden Jahr auf mehr als sieben Cent (7,3 ct.) je Kilowattstunde klettern könnte. Im Augenblick steht sie bei 6,35 Cent pro kWh, die fast ausschließlich die privaten Verbraucher zahlen. Auf dem sogenannten EEG-Konto, auf dem die Einnahmen und Einnahmen der EEG-Umlage und Ausgaben für die Einspeisevergütung gegengerechnet werden, hatte zuletzt einen Überschuss von rund 3,7 Milliarden Euro zu verzeichnen. Dieser Kontostand ist auch Grundlage für die Berechnung der EEG-Umlage im Folgejahr, also 2017. Wieso die Umlage also trotzdem steigen soll, bleibt wohl ein Geheimnis. Ein teures Geheimnis.

Weitere Infos: Hintergrundpapier des BEE 2016 (PDF)

Was Sie gegen steigende Strompreise tun können

Sie sind dieser Willkür keineswegs hilflos ausgeliefert. Dank der Liberalisierung des Energiemarktes und des großen Konkurrenzkampfes, gibt es gerade unter den zahlreichen neuen kleinen Stromanbietern viele, die mit niedrigen Preisen versuchen, Druck auf die große Konkurrenz aufzubauen. Davon können Sie profitieren und bis zu 500 Euro im Jahr sparen.

Das gesetzlich verankerte Sonderkündigungsrecht Strom, sorgt weiterhin dafür, dass Sie Ihren alten Anbieter innerhalb von zwei Wochen kündigen können, sobald dieser den Strompreis erhöht. Auch wenn er diese Erhöhung mit steigenden Abgaben, wie eben der EEG-Umlage rechtfertigt. Das hat erst vor kurzem ein neues Gerichtsurteil bestätigt. Also machen Sie noch heute den Strompreisvergleich mit unserem TÜV-geprüften Tarifrechner. So können Sie in nur fünf Minuten den Stromanbieter wechseln und Ihrem Stromversorger zeigen, was Sie von zu hohen Stromkosten halten.

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